Zum Abschied

Es war Ende August 2014, als ich als Projektmitarbeiterin mit dem Ziel, Berufserfahrung zu sammeln, bei der HIT anfing. Zu diesem Zeitpunkt waren zwar bereits erste Projekte über die Online-Plattform Polit@ktiv gelaufen, das Thema „Bürgerbeteiligung“ bedeutete für die meisten Kommunen in Baden-Württemberg aber noch braches Neuland. Von einem dringenden Bedarf an oder gar der Notwendigkeit für Dienstleistungen zur Online-Beteiligung konnte keine Rede sein. Ich sollte mich um den Vertrieb kümmern, was zunächst hieß, Städten und Gemeinden das Thema „Bürgerbeteiligung“ erst einmal grundlegend näher zu bringen. Nicht von ungefähr beinhalteten meine ersten Präsentationsfolien damals immer die Frage „Warum (online) beteiligen?“.

Heute, 9 ½ Jahre und mehr als 50 Projekte später, dürfen diese Folien guten Gewissens ins Archiv wandern. Dass es einen Mehrwert bringt, wenn Ideen, Anregungen und Argumente von Bürgerinnen und Bürgern frühzeitig in den politischen Entscheidungsprozess einfließen, bezweifelt heute kaum noch jemand. Und so ist es nicht vermessen, zu behaupten, dass auch wir mit den von uns begleiteten Prozessen, u.a. in Blaubeuren, Metzingen, Schwäbisch Gmünd, Herrenberg, Heidelberg, Remseck, Keltern, Heidenheim oder Ostfildern einen Betrag zu diesem Bewusstseinswandel geleistet haben.

Aus meiner damals geplanten „Stippvisite“ in den Bereich „Kommunalpolitik und Bürgerbeteiligung“ ist eine ausführliche Reise geworden, angereichert von einem reichen Erfahrungsschatz.

Ein Blick in den Rückspiegel verrät schnell: es hat sich Vieles bewegt.

  • HIT hat sich allen Schwierigkeiten zum Trotz zu einer kleinen, aber feinen, innovativen und professionellen Beteiligungsagentur gemausert. War es anfangs ausschließlich die Online-Beteiligung, die im Portfolio stand, bietet HIT heute eine eindrucksvolle Bandbreite an Dienstleistungen an: von der Konzeption über die Moderation und Dokumentation von Dialogprozessen über die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen jeder Art (u.a. Kongresse, Workshops, Seminare, Vorträge) bis hin zur Unterstützung von Partnern in Fragen der Öffentlichkeitsarbeit (Presse, Druckerzeugnisse, Websites, Social Media).
    Ob online, offline oder hybrid: dank vielfältiger Erfahrungen und der notwendigen Portion Mut können jegliche Formate zu einer Vielzahl an Themen erfolgreich angeboten werden.
  • Auch die Arbeit der Integrata Stiftung hat sich im positiven Sinne vervielfältigt und mit ihr die Außenwirkung der Stiftung professionalisiert. Vor allem ist es gelungen, das durchaus sperrige Thema „Humane Nutzung der IT“ in die breitere Öffentlichkeit zu tragen, sei es über die Organisation großer Kongresse, die Neuausrichtung des Wolfgang-Heilmann-Preises oder auch über die regelmäßigen Veranstaltungen im Rahmen der Integrata Akademie Public.

Ein Blick nach vorn zeigt aber auch: es liegen noch viele spannende Projekte und wahrscheinlich auch einige zu meisternde Herausforderungen vor HIT und Stiftung. Es geht also weiter und allein das war vor 9 ½ Jahren nicht unbedingt absehbar.

Ich selbst werde diesen Weg nicht mehr aktiv als Geschäftsführerin von HIT und Stiftung begleiten. Für mich wird es Zeit, etwas Neues zu wagen und so freue ich mich, ab Januar die Geschäftsführung der Allianz für Beteiligung, einem Netzwerk zur Förderung von Bürgerbeteiligung im Land Baden-Württemberg, übernehmen zu dürfen. Die Geschäftsführung der HIT werden bis auf Weiteres Michael Calic und Helmut Bauer übernehmen.

Natürlich gehe ich nicht, ohne Danke zu sagen:

  • für zahlreiche spannende Begegnungen mit großartigen Menschen – im HIT-Team, im Umfeld der Stiftung, bei Partnerbüros und natürlich in Politik und Verwaltung – die mich nachhaltig geprägt und in meinem eigenen Wachsen unterstützt haben.
  • für das in mich gesetzte Vertrauen und das hohe Maß an Autonomie, welches es mir ermöglicht hat, meinem großen Bedürfnis nach Gestaltungsfreiheit nachzukommen.
  • für die Gelegenheit, vieles neu zu lernen und ausprobieren zu dürfen, sei es die Konzeption und Moderation von Beteiligungsprozessen aller Art oder die Organisation von großen Veranstaltungen, seien es Strategieentwicklung, Personalentwicklung und Projektmanagement oder auch der Umgang mit Graphikdesign-, Videoschnitt- und Softwareentwicklungs-Tools.

Wenn man seinen Job nicht nur als reine Erwerbstätigkeit begreift, sondern viel Herzblut und Ownership hineinsteckt, kommt es zwangsläufig ab und an zu Reibungen. Umso dankbarer bin ich, dass es uns allen immer wieder gelungen ist, aufeinander zuzugehen und uns zusammenzuraufen, auch wenn das nicht immer ganz leicht war.

Für die Zukunft wünsche ich HIT und Stiftung, dass sich beides gemeinsam erfolgreich weiterentwickelt. Dafür braucht es weiterhin Mut, ein gewisses Maß an Naivität und die Überzeugung, etwas sinn- und wertvolles zu bewegen. Ich bin überzeugt, dass sich unsere Wege immer wieder einmal kreuzen werden und freue mich schon jetzt darauf, Neues von HIT und Stiftung zu hören.

Anni Schlumberger