Auftaktveranstaltung zum Bürgerbeteiligungsprojekt „Mobil in Metzingen“

Mit der Auftaktveranstaltung am Donnerstag, 05.10.2023, fiel der offizielle Startschuss zur Bürgerbeteiligung „Mobil in Metzingen.“ Rund 100 Metzingerinnen und Metzinger waren der Einladung gefolgt und in die Festkelter gekommen, um sich über das Mobilitätsentwicklungskonzept (MEK) und den Beteiligungsprozess zu informieren. Viele nutzen auch die Möglichkeit, gleich vor Ort eigene Ideen und Anregungen einzubringen. 

„Ich bin eine ganz große Freundin von Schwarmintelligenz“, schickte Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh gleich in Ihrer Begrüßung voraus. Die unterschiedlichen Sichtweisen einzelner Bürger:innen stellen, so beschrieb sie weiter, eine wichtige Ergänzung zu den Ideen der Verwaltung und Sachplaner:innen dar. Bürgerbeteiligungen kämen innerhalb unserer Demokratie demnach eine tragende Rolle zu, um Entscheidungen, nicht nur auf Basis von Fakten und Zahlen zu fällen, sondern in diesem Kontext subjektiven Bedenken der einzelnen Bürger:innen vor Ort entsprechend Platz einzuräumen. Ziel sei deshalb die Entwicklung eines Mobilitätskonzeptes, das die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer mobilen Gesellschaft und die damit in Zusammenhang stehenden Anforderungen der Zukunft mitabdecke.

Die Moderation für den Abend übernahm Anni Schlumberger, Geschäftsführerin der HIT Service GmbH aus Tübingen. In einer kurzen Abfrage an die Besucher:innen, die mittels kurzer Handmeldung angeben sollten, mit welchem Verkehrsmittel sie am häufigsten innerhalb Metzingens unterwegs seien, zeichnete sich bereits ein erstes Bild ab: Das meist genutzte Verkehrsmittel ist das Fahrrad, mit dem auch knapp die Hälfte der Besucher:innen den Weg zur abendlichen Auftaktveranstaltung zurückgelegt hatten. Dicht davon gefolgt waren die Fortbewegung zu Fuß und mit dem Auto. 

Nach diesem kurzen Warm-Up und der Vorstellung von Ablauf und Zielen des Abends trat Markus Haas, seit dem 01.06.2023 Baubürgermeister der Stadt Metzingen, als Interviewpartner hinzu. Für ihn sei die Erstellung eines Mobilitätskonzeptes für Metzingen eine unumgängliche Reaktion auf eine sich seit circa fünf Jahren beschleunigende Veränderung: „Die Mobilität insgesamt ist im Wandel“. Der ursprünglich aus Schwäbisch Gmünd stammende Baubürgermeister zeigte sich zuversichtlich, denn die ersten Schritte seien getan. Für die Zukunft sei es wichtig, Infrastruktur und Systeme aktuell zu halten, um weiterhin auf die Bedürfnisse der Bürger:innen, die sich wandeln, aber auch die der Tagesgäste der Stadt eingehen zu können. Anknüpfend an die eingangs erhaltene Rückmeldung durch die Besucher:innen betonte er die Bedeutung des Radverkehrs in der Albregion. Gerade mit Blick auf die rasante Entwicklung im Bereich E-Bikes sehe man, dass sich das ganze System wandle und dass wir darauf reagieren müssen. Die Chancen, die das MEK für Metzingen bieten, liegen vor allem im Städtebau, denn der zur Verfügung stehende Platz sei begrenzt. Damit müsse man entsprechend umgehen. Besonderes Augenmerk liege daher vor allem auf einer bedürfnisorientierten Flächenverteilung zwischen Fuß-, Rad- und Kfz-Verkehr. Dafür sei es wichtig, dass sich Bürger:innen beteiligen. In der Verwaltung gebe es viele Expert:innen, die das nötige Knowhow mitbringen. „Aber“, betonte Haas weiter, „die Bedürfnisse der Bürger, die sind der Kern der Sache und auf die kommt’s tatsächlich an.“

Konrad Berger, der für den erkrankten Dr. Gericke (MODUS CONSULT) kurzfristig eingesprungen war, gab mit seinem Impulsvortrag einen Überblick über den aktuellen Stand des Mobilitätskonzeptes. Vorrangiges Ziel stelle die Erarbeitung eines intermobilen Konzeptes dar, in dem alle Verkehrsgruppen gleichberechtigt zu betrachten und zu berücksichtigen seien. Das Mobilitätskonzept müsse vielfältige Dimensionen und Zielsetzungen vereinen: Verkehrssicherheit, Klimaschutz, eine Verminderung des motorisierten Individualverkehrs, die Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch sinnvolle Flächennutzung, Lärmreduktion und Barrierefreiheit. Die erste Phase der Mobilitätsplanung in Form einer Datenerhebung durch Expert:innen sei laut Berger bereits abgeschlossen. Nun liege es an den Bürger:innen ihre Interessen miteinzubringen.

Der zweite Teil der Veranstaltung bestand aus einer interaktiven Phase. Dafür wurde der Saal im Vorfeld mit einzelnen Stationen in Form von Stellwänden zu den Themenbereichen Fuß-, Rad- und Kfz-Verkehr, ÖPNV und alternative Mobilität ausgestattet. Die Besucher:innen hatten hier ausführlich Gelegenheit, ihre Ideen, Kritik und Anliegen einzubringen, indem sie diese schriftlich auf kleinen Papierausschnitten festhielten und an den Stellwänden anbrachten.

Mit der Auftaktveranstaltung begann die erste Beteiligungsphase, um bestehende Interessen, aber auch potenzielle Konflikte sichtbar zu machen und zu aggregieren. Die Vor-Ort-Veranstaltung steht dabei in einem Zusammenspiel verschiedener Beteiligungskanälen, zu denen auch Mitmach-Postkarten gehören, die in den Rathäusern in Metzingen, Neuhausen und Glems erhältlich sind. All dem stellt sich eine begleitende Online-Plattform hinzu, wo sich Bürger:innen informieren, aber auch den Dialog über die Pinnwand und die interaktive Karte herstellen können, indem sie ihre Ideen direkt einbringen. Alle Beiträge werden hier veröffentlicht.

Danach erfolgen eine fachliche Auswertung und Bewertung. Die zweite Beteiligungsphase wird voraussichtlich durch einige Themen-Workshops im April 2024 eingeläutet, um dann im Herbst eine Entscheidung zu treffen, die ein passgenaues Mobilitätskonzept für Metzingen enthalten soll.